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Von der Globalisierung und dem Turbogockel

Verfasst: Fr 5. Jun 2009, 11:09
von amsel
Unglaublich was die Globalisierung mit sich bringt. Wenn in Afrika vor einiger Zeit noch die poulet bicyclette (freien und mobilen Hühner) auf den Hinterhöfen aktiv waren und den Bedarf der Bevölkerung an Geflügelfleisch und Eier deckten, sind es in den letzten 2-3 Jahren zunehmend die „Hähnchen des Todes“ welche die Agrarwirtschaft beschäftigen.

Diese Bezeichnung dürfte nicht nur auf die Erkrankungen der Menschen nach dem Verzehr von tiefgekühlten Hähnchenteilen aus Europa zurückzuführen sein. Sie hat ihren Ursprung sicherlich auch im Sterben der Arbeitsplätze welche im unmittelbaren Zusammenhang mit den Tiefkühlhähnchenteilen stehen. Am Ende der Handelskette z.B. in Kamerun waren die gefrorenen Hähnchenteile vermutlich nicht mehr ganz so „taufrisch“. Wen wunderts bei den langen Wegen und nicht ganz so europäischen Temperaturen.

Mehr als 110.000 Arbeitsplätze haben in Kamerun (ca. 5 für jede Tonne Hähnchenteile) den Kampf mit dem Turbogockel aus Europa verloren.

Es ist schon erschreckend wie wir in Europa mit Lebensmitteln umgehen. Da werden Hähnchen im Turbo-Laufbandverfahren (in ca. 30 Tagen schlachtreif) produziert. Weil sich der Europäer auf bestimmte Teilchen des Huhns fixiert hat müssen besonders viele gezüchtet werden. Die Teile neben Brust und Schenkel sind bis zum BSE Skandal hauptsächlich im Tiermehl gelandet. Nachdem die Verfütterung dessen nicht mehr ganz zulässig ist, wurde schnell ein alternatives Entsorgungsverfahren entdeckt. Export lautet der neue Weg!!! China ist ein dankbarer Abnehmer für Hähnchenfüße und Afrika für den Rest des „Unrats“. Entsorgen wäre viel Teurer als es der Export nach Afrika ist.

Ist ein solches Vorgehen ethisch noch vertretbar. Was ist uns unsere Nahrung noch wert? Wo bleibt die Esskultur und vor allem die Verantwortung anderen gegenüber….