TV-Duell: Merkel vs. Steinmeier

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Miriam
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TV-Duell: Merkel vs. Steinmeier

Beitrag von Miriam » So 13. Sep 2009, 23:19

Das große TV-Duell ist zu Ende. Richtig punkten konnte aber keiner der Disputanten, zumindest was die Umfragen im Anschluss ergaben. Immerhin sollen ca. 40 % der Bürger noch untentschlossen sein, was die Stimmvergabe anbelangt. Und die galt es schließlich mit diesem Duell zu erreichen. Immerhin verfolgten rund 20 Mio. Menschen in Deutschland die Sendung. Zumnindest schalteten Sie Ihr Gerät ein. VErmutlich konnte die Quote nicht bis zum Schluss gehalten werden. Dafür waren die Antworten auf die Fragen eindeutig zu schwach und der Gesichtsausdruck von Steinmeier zu misepetrig.
Naja - 14 Tage bis zur Wahl verbleibt der Presse jetzt noch, um jede Menge in das Duell hereinzuinterpretieren. Vielleicht gelingt es ja den einen oder anderen potenziellen Wähler dann doch zu mobilisieren. Ich frage mich nur was, Jauch, Supernanny und Co. im Wahlstudio zu suchen hatten. Da hätte man ruhig als "Geheimwaffe" auch noch Lassie mit dazu setzen können, falls es Leute geben soll, die Leitfiguren benötigen. :?

Hier gibts überigens weitere Statements zum TV-Duell:
http://www.wahl.de/
Miriam
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Re: TV-Duell: Merkel vs. Steinmeier

Beitrag von Miriam » Mo 14. Sep 2009, 15:09

Hiermit konnten Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier im TV-Duell punkten - eine Studie der Universität Hohenheim:

Das gestrige TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vize-Kanzler Frank-Walter Steinmeier konnte die Zuschauer nur wenig begeistern. Dies belegt eine Studie, die von Kommunikations- und Politikwissenschaftlern der Universitäten Koblenz-Landau, Hohenheim und Mannheim durchgeführt wurde. In Landau, Stuttgart, Mannheim und Jena verfolgten 432 Personen aller Altersgruppen, unterschiedlichen politischen Interesses und unterschiedlicher Parteineigung das TV-Duell und bewerteten die Politiker live. Während die Personen in Stuttgart, Jena und Mannheim das TV-Duell im Fernsehen ansahen, hatten die Teilnehmer in Landau Gelegenheit, die Debatte wie bei einer Radio-Übertragung lediglich zu hören. Die Ergebnisse der Audio-Gruppe aus Landau ähneln den Ergebnissen aus Jena und Hohenheim.

Nur in wenigen Passagen gelang es Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier deutlich zu punkten. Die mit Abstand stärkste Zustimmung erhielt der SPD-Kanzlerkandidat in der 24. Minute mit seiner Aussage zu den Mindestlöhnen: „Ich sage, wir müssen diese Lohnspirale nach unten aus mehreren Gründen aufhalten: Erstens, weil hier auch der Aspekt von Würde von Arbeit bedroht ist. Wer den ganzen Tag arbeiten geht, muss von seinem Einkommen aus Arbeit auch leben können. Wirklich leben können.“ Zustimmung fand er damit nicht nur im eigenen Lager, sondern auch bei den Unabhängigen und sogar bei den Unions-Anhängern.

Die Kanzlerin brachte die Zuschauer – sowohl des SPD-, als auch des Unions-Lagers und die Unabhängigen – mit folgender Aussage in der 12. Minute auf ihre Seite: „Und jetzt sage ich: Wir brauchen Regeln für die internationalen Finanzmärkte und wir brauchen auch einen Export der Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft. Davon bin ich zutiefst überzeugt.“

Auseinandersetzung fand selten statt. Am stärksten polarisierte Steinmeier mit der Aussage zur Atompolitik in seinem Schluss-Statement: „Schwarz-Gelb wird bedeuten, dass eine Rückkehr zur Atomkraft stattfindet. Das ist nicht mein Weg.“ Hiermit fand er Zustimmung bei den SPD-Anhängern und bei den Unabhängigen. Die CDU- und die FDP-Anhänger lehnten diese Position ab. Generell fällt auf, dass die Unabhängigen tendenziell Steinmeier stärker zugestimmt haben als Merkel.

Nur selten fanden sich Unterschiede zwischen den Zuschauern in den alten und in den neuen Bundesländern. Während Angela Merkels Warnung vor einem Bündnis der SPD mit der Links-Partei von den Stuttgarter Zuschauern befürwortet wurde, stieß sie bei den Zuschauern in Jena auf wenig Gegenliebe. Gleiches gilt für die Kritik Frank-Walter Steinmeiers an der Position der Links-Partei zur Afghanistan-Politik: Seine Kritik wurde in den alten Bundesländern geteilt, in den neuen Bundesländern hingegen nicht.

Fazit: Weder Angela Merkel noch Frank-Walter Steinmeier ist es gelungen, mit Hilfe des TV-Duells Begeisterung für die eigenen Positionen auszulösen. Allerdings hat es Steinmeier im Verlauf des Duells immer wieder geschafft, außer bei den eigenen Anhängern auch bei den Unabhängigen Zustimmung zu erhalten.
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Re: TV-Duell: Merkel vs. Steinmeier

Beitrag von Cioban » Di 15. Sep 2009, 09:01

ich fand beide Kandidaten ziemlich langweilich, flach und nichtssagend. Man hatte leider immer wieder den Eindruck, dass das Duell gut vorbereitet war und die Fragen im Vorfeld bekannt. Es fehlten absolut Emotionen. Aber vielleicht erwartet man von deutschen Politikern zu viel, wenn man solche einfordert. Aber ihre Hausaufgaben hatten die beiden gemacht. Sie haben die Antworten gut gelernt. Überzeugt hat mich keiner. Da haben sich die Moderatoren eher in Szene gesetzt. Ich frage mich nur wieso braucht man bei einem Duell vier Moderatoren? Das hat eindeutig dazu beigetragen, dass es keinen Fluss im gesamten Verlauf gab. Aber Moderatoren brauchen natürlich auch ihre Daseinsberechtigung. Einer hätte allerdings gereicht. Bekanntlich verderben ja viele Köche den Brei...
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Re: TV-Duell: Merkel vs. Steinmeier

Beitrag von Miriam » Di 22. Sep 2009, 10:00

Interessante Analyse aus der Universität Hohenheim:
Sowohl für Angela Merkel als auch für Frank-Walter Steinmeier gilt: Wirklich verständlich formulieren sie fast nur, wenn sie den jeweiligen politischen Gegner kritisieren. Eigene Sachvorschläge lassen hingegen oft an sprachlicher Klarheit zu wünschen übrig, so das Ergebnis einer Studie der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Communication Lab Ulm. Im direkten Vergleich drückt sich Frank-Walter Steinmeier in Interviews verständlicher aus als Angela Merkel. Für ihren Vergleich werteten die Kommunikationswissenschaftler 52 Fernseh-, Radio- und Zeitungsinterviews aus.

Langer, verschachtelter Satzbau. Sätze mit 50 Wörtern und mehr. Häufige Fremdwörter wie „kalte Progression“, ohne dass diese den Zuhörern oder Lesern erläutert werden. So sieht die Sprache aus, mit der sich Merkel und Steinmeier dem Bürger empfehlen wollen.

Dies sind die Ergebnisse einer Studie der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Communication Lab Ulm. Untersucht wurden 52 Fernseh-, Radio- und Zeitungsinterviews der beiden Kontrahenten um das Kanzleramt. Die Verständlichkeit der Politikeraussagen in den Interviews wurde mittels einer Verständlichkeitssoftware ermittelt. Diese berücksichtigt relevante Textfaktoren wie die Satzlänge, die Wortlänge, Schachtelsätze oder den Anteil abstrakter Wörter.

Demnach hat Frank-Walter Steinmeier in punkto Verständlichkeit die Nase leicht vorn: Auf dem „Hohenheimer Verständlichkeitsindex“ von 0 (= sehr unverständlich) bis 20 (= sehr verständlich) erreicht er einen Wert von 16,4 Punkten. Angela Merkel erreicht hingegen nur 13,9 Punkte, ist also oft unverständlicher als Steinmeier.

Auf Unverständnis stößt die mangelnde Verständlichkeit bei Prof. Dr. Frank Brettschneider: „Damit die Wählerinnen und Wähler eine begründete Wahlentscheidung treffen können, sollten insbesondere die Kanzlerkandidaten ihre politischen Positionen klar und deutlich darstellen. Wer überzeugen will, muss zunächst einmal verstanden werden. Interviews stellen dafür eine gute Gelegenheit dar. Statt klarer Formulierungen finden sich aber oft Aussagen, die von Bürokratismen und Politiker-Jargon durchzogen sind“.

Dies gilt insbesondere für die Passagen der Interviews, in denen es um die Positionen der Politiker zu Sachfragen geht. Dass Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier auch anders können, zeigt sich, wenn sie den jeweiligen politischen Gegner kritisieren: Dann überwiegt eine klare, verständliche Sprache. Die Kritik wird auf den Punkt gebracht. Auf Fachwörter wird verzichtet. „Eine solche Klarheit wünscht man sich auch für die Sachaussagen“, meint Brettschneider.

Bei den Sachaussagen formuliert Angela Merkel ihre Positionen zur Justizpolitik, zur Rentenpolitik und zur Arbeitsmarktpolitik verständlich. Unverständlich bleibt sie bei der Europa-, der Bildungs- und der Umweltpolitik. Frank-Walter Steinmeier drückt sich am verständlichsten aus, wenn es um Migranten- und Minderheitenpolitik, um Familien- und Rentenpolitik geht. Am unverständlichsten formuliert er zur Energie-, zur Verteidigungs-, zur Europa- sowie zur Forschungs- und Bildungspolitik.
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