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CSS-Technologie kann Grundwasser verschmutzen

Verfasst: Fr 6. Nov 2009, 11:37
von Bob
Schleswig-Holstein gilt als besonders geeignet, um das aus Kohlekraftwerken abgeschiedene Klimagas CO2 unterirdisch zu deponieren. Der Landesgeologe Dr. Broder Nommensen hält eine mehrjährige Risikobewertung für das Grund- und Trinkwasser für erforderlich. Mehrere Schleswig-Holsteiner Wasserverbände informierten am Wochenende die Bevölkerung über mögliche Trinkwasserrisiken.
"Es ist nach heutigem Kenntnisstand nicht auszuschließen, dass unterirdische CO2-Einlagerungen aus Kohlekraftwerken die Wasserversorgung im Flensburger Raum beeinträchtigen könnten." Mit diesen Worten referiert Ernst Kern, der Geschäftsführer des Wasserverbandes Nord, ein für ihn alarmierendes Ergebnis einer Informationstagung, zu der sich 100 Vertreter norddeutscher Wasserwerke am 15. Oktober in der Akademie Sankelmark zusammengefunden hatten. Der Geologe Dr. Broder Nommensen vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) Schleswig-Holsteins hatte auf der Veranstaltung den aktuellen Kenntnisstand seiner Behörde vorgetragen und betont: "Zur Bewertung der Risiken für die regionale Trinkwasserversorgung sind umfangreiche Forschungen sowie ein konsequent auf die Ergebnisse abgestimmtes Speichermanagement erforderlich." Die Wasserverbände informierten gestern und vorgestern mehrere zehntausend Kundinnen und Kunden in der kostenlos verteilten "Wasserzeitung" über mögliche Trinkwasserrisiken.

Zwei Regionen Schleswig-Holsteins erscheinen geeignet
Nach Darstellung von Dr. Nommensen vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) kommen aus der Sicht von Geologen deutschlandweit vorrangig zwei in Schleswig-Holstein gelegene Regionen in Betracht, um große Mengen an CO2 aus Kohlekraftwerken in tiefen salzwasserführenden Erdschichten dauerhaft zu speichern. Der nordwestliche Landesteil von Schafflund bis in das Seegebiet westlich der Inseln Sylt, Amrum und Föhr ist dabei die flächenmäßig bedeutendere Region. Ebenfalls geeignet erscheint Geologen die Ostküste zwischen der Holsteinischen Schweiz und der Insel Fehmarn. Der Energiekonzern RWE hat für diese beiden Regionen bereits Anträge auf Erkundungen gestellt.

"Sechs Jahre Forschung nötig"
Die Geologen vom Geologischen Landesdienst Schleswig-Holsteins halten die Gesteinsschichten im Nordwesten (inklusive des Seegebietes westlich der Nordfriesischen Inseln) und im Osten (inklusive Fehmarn) ihres Bundeslandes unterhalb 1000 m Tiefe für "tektonisch stabil" genug, um ernsthaft zu prüfen, ob sie abgeschiedenes CO2 aufnehmen können. Broder Nommensen: "Es bedarf Forschungsanstrengungen von rund sechs Jahren bis wir wissen, ob unsere Region für die CO2-Verpressung geeignet ist."

Geologische Besonderheit im Flensburger Raum
Das mögliche Speichergestein, der in etwa 2000 Meter Tiefe anstehende Buntsandstein, zeichnet sich u.a. dadurch aus, das seine Poren mit hochkonzentriertem Salzwasser gefüllt sind ("saliner Aquifer"). Das Salzwasser in diesen tiefen Erdschichten ("salines Formationswasser") hat einen Salzgehalt von ca. 300g pro Liter - im Vergleich dazu hat Nordseewasser einen Salzgehalt von 35g pro Liter. In Trinkwasser darf sich nur 1g Salz pro Liter befinden. Nach Angaben von Dr. Nommensen gibt es südlich von Flensburg eine geologische Besonderheit, die für die Grundwasserqualität dort problematisch sein könnte: "Durch die unterirdische Druckausbreitung der CO2-Blase wird das extrem salzhaltige Formationswasser seitlich verdrängt. Von Flensburg aus nach Süden verläuft aber eine tektonische Bewegungszone, die sogenannte 'Sieverstedter Störung' mit dem westlich angrenzenden 'Tarper Trog'. Vermutlich sind die alten Bewegungsbahnen durch Jahrmillionen andauernde Mineralisationsprozesse verschlossen, es ist nach jetzigem Wissensstand aber nicht sicher auszuschließen, dass verdrängtes salziges Formationswasser dort aufsteigt, mit Grundwasser in Berührung kommt und so die Wasserversorgung der Wasserwerke im Flensburger Raum beeinträchtigen könnte."