CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

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Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von Bob » Di 1. Dez 2009, 09:26

Ich habe zu dieser Thematik ein gutes Fazit von Professor Kreibich (bekannter Kritiker der CCS-Technologien) gefunden:

1. Für Deutschland kommt die CCS-Technologie wegen der schlechten Energie-, Wirtschafts- und Umweltbilanzen nicht in Betracht; außerdem dürfte der Zeitraum bis zur großtechnischen Einsatzreife viel zu groß sein.
2. Es handelt sich um eine äußerst riskante Technologie mit der Aussicht, dass der Klimaschutzeffekt, selbst bei nur geringer Diffusion des CO2 an die Oberfläche, nur um Jahre verschoben würde. Die Gefahren für die Trinkwasserversorgung und die Gesundheitsgefährdungen der Menschen in der Region sind aus heutiger Sicht unkalkulierbar.
3. Die problematischen Sicherheits- bzw. Gefährdungsbilanzen und die enormen Entwicklungs-, Investitions- und Betriebskosten sprechen eine eindeutige Sprache: Die Technologieförderung von CCS ist gegenüber einem konsequenten Ausbau neuer Energiesysteme mit Energieeffizienztechnologien, Erneuerbaren Energien, Energiespeichertechnologien sowie neuen Energie-Systemlösungen (z. B. durch "virtuelle Kraftwerke", Nahversorgungssysteme für Strom und Wärme, Niedrig- und Plus-Energiehäuser etc.) nicht verantwortbar. Auch würden die Mittel für eine regenerative Energiewende in eine unkalkulierbare Risikotechnologie abgezogen sowie die alten fossilen und nuklearen gefährlichen zentralistischen Energietechniken (fossile und nukleare Großkraftwerke) zementiert, die ohnehin nicht mehr lange gebraucht werden.
4. Der Mehrverbrauch an fossilen Energieträgern (Kohle) von bis zu 40% ist unverantwortlich, weil diese Ressourcen als Feststoffe für Chemie, Pharmazie etc. langfristig gebraucht werden und dieser Mehrverbrauch im Widerspruch zu einer nachhaltigen und generationengerechten Entwicklung steht.
5. Es ist damit zu rechnen, dass die Bürger in Deutschland nur eine äußerst geringe Akzeptanz für die CCS-Technologie aufbringen werden. Schon jetzt formieren sich zu Recht massive Bürgerproteste und Ablehnungskampagnen aller wichtigen Umwelt-, Erneuerbarer-Energien- und Verbraucherverbände.
Aus alle diesen Gründen bleibt nur noch die weitere Entwicklung der CCS-Technologie für Einssatzgebiete in Asien, Afrika und evtl. in Südamerika. Aber auch hierfür und für die weiteren Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sollten die großen Energieversorger RWE, Vattenfall, E.on und EnBW keine öffentlichen Mittel erhalten. Wenn sie die CCS-Technik für so aussichtsreich erachten, dann sollten sie ihre überreichlich vorhandenen Eigenmittel dafür einsetzen.

Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von Rosen » Mo 23. Nov 2009, 11:21

Der Wirkungsgrad eines Kraftwerkes besagt (einfach gesprochen) wie viel Energie muss ich reinstecken um wie viel Energie raus zu bekommen. Wenn CO2 von Verbrennungskraftwerken noch verpresst werden muss, muss dafür noch beträchtliche Energie aufgewendet werden, die den Wirkungsgrad des Kraftwerkes mindert. CCS-Anlagen verbrauchen bis zu 40% mehr Primärenergie (Kohle) als Kondensationskraftwerke ohne CCS. Dazu kommt, dass die CCS-Technologien nur 65-80% CO2 dauerhaft abscheiden (Pilotanlagen). Hinzu kommen natürlich noch die Kosten der Anlageinvestitionen und zusätzlicher Einsatz von großen Mengen an Primärenergie, Verbrauchsmaterial sowie Personal: (für ein 1000 Megawatt -(MW) -Kraftwerk ca. 1,2 Mrd. € zusätzlich). Die erreichbaren Wirkungsgrade, die tatsächlichen Abscheidungsraten, die erforderliche Reinheit des Abgasstroms (wegen Korrosion beim Transport und Einlagerung) sind bisher weitgehend ungeklärt. Außerdem ist der Einsatzzeitpunkt völlig unsicher und dürfte großtechnisch frühestens in 15 bis 20 Jahren möglich sein. Diese Technologie wird aber auf politischer Seite so vermarktet und eingeplant als ob sie schon in den Startlöchern steckt, was natürlich Druck auf die Wissenschaft ausübt und so Raum für Fehler schafft, die zukünftige Generationen ausbaden müssen.

Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von Quasimodo » Mo 23. Nov 2009, 11:13

Was meinst du mit Wirkungsgrad dieser Technologie?

Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von Rosen » Mo 23. Nov 2009, 11:09

Bei der CCS-Technik wird nahezu pure CO2, welches bei der fossilen Verbrennung in Kraftwerken als Endprodukt übrig bleibt, mit viel Druck in speziellen Gesteinsschichten verpresst. Diese Gesteinsschichten sollten porig sein um das CO2 aufnehmen zu können. Das CO2 wird also nicht in leeren Bergwerken untergebracht wie der Atommüll. Federführend bei der Entwicklung dieser Technologie ist das Geoforschungszentrum in Potsdam. Das anfangs noch gasförmige CO2 soll bei dieser Verpressung mineralisieren, also wieder zu einem Festkörper werden. Damit geht scheinbar keine Gefahr mehr von diesem CO2 aus. Soweit hört sich auch alles gut an. Es gibt eine Pilotanlage in der Lausitz, welche von Vattenfall betrieben wird. Doch gibt es derzeit noch viele ungeklärte Fragen aus allen möglichen denkebaren Bereichen. Dazu gehört der endgültige Wirkungsgrad dieser Technologie, der Transport des CO2 zu den Lagerstätten usw. Im Vorfeld sind eher die mgl. geologischen Probleme zu nennen. In den Pilotanlagen (unter anderem auch in Kanada, Algerien und Norwegen) werden derzeit nur geringe Mengen verpresst (60.000 t) Eine wirtschaftliche Nutzung setzt aber einen weit größere Menge von mehreren Millionen Tonnen pro Jahr voraus. Hier muss also im Vorfeld unumstritten klar sein, was in Bezug auf unbekannten Wirkungen, Dichtigkeiten, Überprüfungen, Überwachungen, möglichen Havarien, Umweltwirkungen und Gesundheitsgefahren zu erwarten ist und wie darauf reagiert werden sollte. Hinzu kommt, dass CO2 kein Erdgas ist, es ist chemisch wesentlich aggressiver (reaktionsfreudiger).

Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von Quasimodo » Mo 23. Nov 2009, 10:56

Auch wenn diese politischen Randbedingungen wichtig sind, würden mich doch eher die technischen Seiten interessieren. Bringt diese Technologie nutzbare Vorteile oder bürgt sie unüberschaubare Risiken in sich, die eine Nutzung zumindest in Deutschland undenkbar machen.

Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von dorenbur » Mi 18. Nov 2009, 15:22

Die Energiekonzerne ziehen ja gerne mit den Schattenkraftwerken gegen die Solarzelle und Windräder in den Krieg. Teilweise auch zu recht. Die großen Fortschritte bei der Weiterentwicklung der Erneuerbaren Energien reichen leider noch nicht aus. Es muss auch vernünftige Wege geben Energie zwischen zuspeichern. Ansonsten haben die Schattenkraftwerke noch ihre Daseinsberechtigung. Für die Politik ist die CCS-Technologie eine andere Art der Kohlesubventionen. Was würde den passieren, wenn wir 50% der in Deutschland benötigten Energie Erneuerbaren Energien erzeugen und durch gute Speichertechnologien auch vorhalten könnten. Dann würde die Kohleproduktion weiter zurückgehen. Dies würde zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen, aus den Kohlegruben kommend, führen. Politisch wird dann von den Regierungsparteien nicht gewollt sein, obwohl diese Sichtweise nur kurzfristig gedacht ist, wollen Wahlen auch nur in kurzen Fristen gewonnen werden.

Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von Bob » Mi 18. Nov 2009, 10:24

Die Energieriesen haben aus meiner Sicht ein Problem. Aufgrund der von den Klimakonferenzen auferlegten Grenzen für die CO2 Emission kommen sie mit den alten Techniken zur Energieerzeugung nicht mehr weiter, Bei den Atomkraftwerken gibt es das Endlagerproblem und die Energie der Verbrennungskraftwerke und zu schmutzig. Möglichkeiten um mit Kernfusion Energie zu erzeugen sind noch lange nicht in Sicht. Auf der anderen Seite stehen die Erneuerbaren Energien, die eine dezentrale Energieversorgung ermöglichen. Wenn diese noch mit einer guten Möglichkeit gepaart werden könnte, die erzeugte Energie zwischen zuspeichern so könnten zumindest private Haushalte und energiearme Industrien den Weg der Selbstversorgung gehen. Was bestimmt nicht im Sinne der Energieriesen ist. Eine Etablierung der CO2 Verpressung wäre ein Rettungsanker. So könnte die zentralisierte Energieversorgung weiter gerechtfertigt werden.

Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von nutria » Mo 16. Nov 2009, 22:44

Diese Art, das CO2 Problem in den Griff zu bekommen, empfinde ich persönlich als eine Methode, die sich wohl am ehesten durchsetzen könnte. Leider ist ein Großteil der Bevölkerung gegen die unterirdische Lagerung des CO2. Jedoch denke ich mir, dass wenn man das CO2 Problem in den Griff bekommen will, man um die CCS Technologie nicht herum kommt. Diese Technik bietet viele wirtschaftliche und politische Vorteile. Durch dieses Verfahren könnte zum Beispiel die Zeit überbrückt werden, bis schließlich alternative Energien industriell genutzt werden.

Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von dorenbur » Mo 16. Nov 2009, 22:36

Ich sehe die Zukunft der Erneuerbaren Energien nicht ganz so rosig. Nicht das ich es ihr nicht wünschen würde, doch im Interesse der Energiekonzerne ist das nicht und daher werden sie neue Mittel und Wege finden der dezentralen Energieversorgung weitere Steine in den Weg zu legen. Energie kann ja nur verkauft werden, wenn sie auch verbraucht wird. Und jede Kilowattstunde die von den Kunden der Energiekonzerne selber produziert werden kann braucht auch nicht bezahlt werden, was für die Energiekonzerne Verlust bedeutet.

Re: CCS Technologie Zukunftsmusik oder Trauerspiel

von Rosen » Mo 16. Nov 2009, 22:27

Diese Technologie kommt aus meiner Sicht nicht in Frage. Ein Grund wurde in diesem Forum ja schon genannt. Die möglichen Gefahren für die Trinkwasserversorgung und die Gesundheitsgefährdungen der Menschen sind derzeit noch unkalkulierbar. Es gibt ja noch keine wissenschaftlich fundierten Langzeitaussagen. Bleibt das CO2 wirklich im Boden oder diffundiert es doch irgendwann raus. Die bis jetzt angewendeten, zentralistischen und gefährlichen Energietechniken mit ihren fossilen und nuklearen Großkraftwerken würden durch die CCS-Technologie auf Dauer zementiert, obwohl sie sehr wahrscheinlich nur noch für eine Übergangszeit zur Versorgungssicherheit nötig sein werden. Die Zukunft gehört der Energieeffizienz in Verbindung mit den Erneuerbaren Energien.

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